Da finde ich dich bei Männer-Strip Shows, hysterisch kreischend, das Makeup verlaufend, völlig aus dem Häuschen und nass im Schritt, weil ein paar abstoßende Typen auf der Bühne sich bewegen wie Weiber.
Da sehe ich dich dicke Schlitten fahren, die du kaum einparken kannst, Karriereleitern klettern, Einkaufstüten schleppen und schwedische Möbel zusammenbauen.
Da weiß ich dich alleinerziehend und Zigarre rauchend, dir morgens bereits das Gesicht statt der Beine rasierend, weil du abends im Fitness-Studio mehr Gewichte stemmen musst, als Mr. Big.
Da entdecke ich dich in den Hallen der Macht im Hosenrock und mit Sakko, einen Blick wie Clint Eastwood, bereit, jeden zu töten, der höher hinaus will, als du gerade eben.
Da höre ich dich nachts heimlich aber verzweifelt in deinen Polster heulend, verloren, einsam, glück- und lieblos.

Gerne reiche ich dir ein Taschentuch, streiche sanft über dein Haar und flüstere dir liebevoll: “Du dumme Bitch! Wenn du deine Weiblichkeit neu definieren willst, dann hör endlich auf, Männer zu imitieren, denn das ist weder Emanzipation noch hat es etwas mit Gleichberechtigung zu tun – es ist bloß das Vakuum einer künstlich geschaffenen Identitätskrise, das du versucht bist mit implantiertem Nonsens zu füllen…”

Und dann erzähle ich dir von der weiblichen Sanftheit der alten Tage, von der Weichheit, der Hingabe. Und vor allem erzähle ich dir von der Mütterlichkeit. Mütterlichkeit nicht nur den Kindern, sondern auch und vor allem den Männern gegenüber. Mütterlichkeit ist dein größte Gabe. Mutter zu sein ist das Höchste, was eine Frau jemals erreichen kann. Mutter der Kinder, der Männer, Mutter der Welt. Du aber hast den Mann schwer verletzt, als du deine Mütterlichkeit der Welt gegenüber für eine Hand voll Silberlinge verkauft hast. Du hörst ihn wegen all der künstlichen Härte in dir gar nicht mal mehr weinen in seiner hoffnungslosen Verzweiflung auf der Suche nach einem Wesen, das er retten, lieben und beschützen darf. Eigentlich solltest du ihn trösten, ihn ehren und achten, den Mann, der dir die Welt zur Hälfte anbietet, denn das tut er mittlerweile, dieser neue Mann.
Ich erzähle dir von deiner nimmer satten Natur und deiner grenzenlosen Gier nach mehr. Ich weise dich auf deine permanente Unzufriedenheit, auf deine Unentschlossenheit hin.

Und wenn deine Tränen allmählich trocknen, dann singe ich dir ein Lied, lieblich, weich, verführerisch wie die Lilien unten am Fluss – ein Lied, wie es die Frauen der alten Tage immer gerne gesungen haben, wenn ihr Herz voll war für einen ganz bestimmten Mann, dessen Penis sie nicht rauben, sondern liebkosen wollten. Damals, als Frauen noch mütterlich, liebevoll, weich und hingebungsvoll waren. Damals, als sie ihren Männern noch gestatteten, Männer zu sein. Denn schließlich waren diese Frauen weise und schlau, diese Frauen der alten Zeit wollten richtige Männer lieben, um ihnen ein Lied zu singen, das klang, wie die Lilien unten am Fluss – lieblich, weich, verführerisch. Ein Lied, das diese Männer niemals mehr vergessen sollten, um ewig ihrer Frauen zu gedenken.

Du sagst, wir Frauen wären die besseren Menschen, aber ich gemahne dich: “Nein, wir sind nicht die besseren Menschen – wir sind bloß die weiblichen Menschen…”

~ parapoema © 2013

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